Marpingen

 

Erscheinungsbericht 1976

"Ich bin gekommen, Kranke zu heilen und die Sünder zu bekehren. "
"Ihr sollt beten und nicht sündigen. "
"ich komme wieder in einer sehr bedrängten Zeit"
Es ist die Zeit des abendlichen Abendläutens, als am 3. Juli 1876 plaudernd drei Marpinger Mädchen im Alter von 8 Jahren, sich auf dem Wege zu dem, nach Osten gelegenen, ansteigenden Härtelwald ziehen, um dort die wohlschmeckenden blauschwarzen Heidelbeeren zu pflücken. An dem Saume des Waldes angelangt, teilen sich die drei Kleinen ihre Reviere und beginnen fleissig ihre mitgebrachten Körbchen zu füllen.
Das Mädchen, Susanna Leist, hatte sich etwas weiter in den Waldesschatten von den Gespielinnen entfernt und sieht unerwartet plötzlich, auf einem Strauch sitzend, eine blendend weiss gekleidete Frau mit einem weissen Schleier umschlossen, und auf ihrem rechten Arme trug sie ein Kind, ebenfalls weiss gekleidet. Um den Hals lag ein blaues Band mit einem Kreuzchen, das das Kind in den gefalteten Händen hielt.
Der Gesichtsausdruck der Frau und des Kindes war unendlich mild und erhaben, aber auch tiefwehmütig.
Susanna blickte die Erscheinung einen Augenblick in starrem Schrecken an, ruft dann mit durchdringender Stimme ihre Gefährtinnen, die angsterfüllt herbeieilen und gleich Susanna, wie vom Schrecken gelähmt, sprachlos zur weissen Frau aufschauten. Bleich und zitternd eilen sie etwas später vom Waldessaum in Richtung zum Dorfe davon. Die drei Kinder durcheilen das Dorf geschwind und betreten so das Haus von Susannas Eltern. Dort erzählen sie mit erregten Stimmen, was sie im Walde gesehen haben.
Die Eltern, einfache fromme Leute, schütteln ungläubig den Kopf und gebieten den Kindern Stillschweigen, da sie Dinge erzählen, die niemand glauben könne. Aber die Mädchen gerieten immer mehr in Eifer und wurden nicht müde von der gehabten Erscheinung zu erzählen. Daraufhin drohten die Eltern mit Strafen, wenn sie lügen würden. Ich lüge nicht, gewiss nicht Mutter, sagte die Susanna. Der Vater versuchte dem Kinde zu erklären, dass es eine Laubrechende Frau mit einem weissen Kopftuch war. Doch das Kind erwiderte: Vater ich habe mich nicht geirrt.
Auch die beiden anderen Kinder, Katharina Hubertus und Margaretha Kunz, fanden zu Hause für ihre Erzählungen nicht nur keinen Glauben, sondern man drohte auch ihnen mit Strafen, falls sie von ihren Lügen nicht abließen. Doch weder Drohungen noch Versprechungen konnten die Kinder von ihren Aussagen abbringen.
Am folgenden Nachmittag gegen 4 Uhr gingen die drei Mädchen wieder nach dem Härtelwald. Sie waren sehr schweigsam und ernst. Je näher sie dem Walde kamen um so heftiger pochten ihre Herzen. An der Stelle angekommen, wo sie die Erscheinung gesehen hatten, fingen sie an zu beten. Als sie bei dem dritten VATERUNSER waren, sah Margaretha und Katharina die Erscheinung wieder; Susanna aber nicht.
"Wer bist du und was willst du"? fragten schüchtern und leise die beiden Mädchen.
"Ich bin die UNBEFLECKT-EMPFANGENE. Ihr sollt beten".
Freudigen Herzens kehrten die Kinder nach Hause zurück und erzählten das Gehörte. Am Abend gegen 8 Uhr gingen sie nochmals in Begleitung von 2 erwachsenen Mädchen und einigen älteren Kindern an die bekannte Stätte. Wieder beim dritten VATERUNSER sahen Margaretha und Katharina die Erscheinung. Die Mitgekommenen beteten kniend den Rosenkranz. Die beiden
Kinder fragten aber wieder:
„Wer bist Du ?"
„Ich bin die Unbefleckt-Empfangene."
„Was begehrst du?"
„Ihr sollt beten und nicht sündigen!"
„War unser Gebet gut?" „Ja."
„Sollen wir wieder kommen?"
„Ja."
Die den Rosenkranz Betenden sahen und hörten nichts. Als sie alle zurück nach dem Dorfe gingen, sahen die beiden Kinder, dass Ihnen die Erscheinung bis zum Dörnbacher Hause folgte.
Da nun von den erwachsenen Mädchen die Aussagen der beiden Kinder
erhärtet wurden, entschloss sich der Vater von Katharina Hubertus, die
Mädchen auf dem nächsten Gang nach dem Härtelwald zu begleiten.
Am 5. Juli ging der Vater Hubertus mit den Kindern am Nachmittag so um 2
Uhr an den Wald. Mit ihnen schleppte sich auch der Bergarbeiter Nikolaus
Rektenwald, der schon 11 Monate arbeitsunfähig war, mühsam mit hinauf, und
alles verlief wie bei der letzten Erscheinung. Auch die obigen Fragen wurden erneut gestellt und erweitert.
„Was ist euer Begehren?"
„Es soll an dieser Stelle eine Kapelle gebaut werden."
„Werdet ihr noch öfter kommen?"
„Ich werde heut und morgen erscheinen."
Die Sache kam nunmehr ins Gespräch und so beschloss man am Abend gegen 9
Uhr den Wald wieder aufzusuchen. Zur abgesprochenen Zeit war die
erwartungsvolle und vorwitzige Volksmenge auf etwa 100 Personen
angewachsen, die sich den Kindern, in Begleitung ihrer Eltern, anschlossen und betend dem Wald zuströmten. Oben angekommen zeigte sich, beim dritten VATER UNSER, die Erscheinung wieder.
"Was sollen wir tun?" fragten scheu die Mädchen.
"hr sollt fromm beten und nicht sündigen."
"Wie lange bleibst du hier?"
"Bis 12 Uhr."
"Soll der Herr Pastor kommen?"
"Nein."
"Soll der Herr Pastor von Heusweiler kommen?"
"Nein."
"Kann noch jemand, der hier Anwesenden, dich sehen?"
"Nein."
"Warum können wir euch allein sehen?"
"Weil ihr unschuldige Kinder seid."
"soll hier ein Bild oder eine Kapelle errichtet werden?"
"Eine Kapelle"
"Wer soll sie bauen ?" „Wer will"
"Woraus soll sie gebaut werden?"
"Aus Steinen."
"Sollen die Leute dazu beitragen?"
"Ja".
"Dürfen wir dich anrühren?"
"ein."
"Dürfen Kranke dich anrühren, um gesund zu werden?"
"Ja".
"Sollen noch Kranke gerufen werden?"
"Ja".
Nun hatte man nichts eiligeres zu tun, in das Dorf zu gehen, um Kranke zu
holen. Alle Anwesenden waren jetzt überzeugt:
"Das ist die Mutter Gottes!"
Die Erste, die kam und den Fuss der Muttergottes berührte war Barbara, eine Schwester der Katharina Hubertus, welche an einem Fuß Übel litt. Nach einigen Tagen spürte sie eine bedeutende Besserung.
Der Zweite, der trotz später Stunde anlangte, in der Hoffnung Genesung zu finden, war der bereits genannte Nikolaus Rektenwald. Auf seine Frage, ob er die Erscheinung berühren dürfe, erhielt er die Artwort. „Ja am Fuße." Er fragte weiter was er beten soll. Ihm wurde mitgeteilt:
"Acht Tage hindurch 3 mal täglich die Gebete": "Komm Heiliger Geist..." und "Unter deinen Schutz..."
Die Mädchen legten seine Hand dorthin, wo sie den Fuss sahen.
Dem Kranken war es nach seinen eigenen Aussagen, als walle die Krankheit in Ihm auf und nieder, als ziehe Sie ihn nach oben und nach unten, und sei dann, an seinem Körper wie eiskaltes Wasser herabgeflossen. Von diesem Augenblicke an war der Kranke genesen, so daß er am 8. August 1876 seine Bergmannsarbeit wieder aufnehmen konnte. Mit Blitzesschnelle verbreitete sich seine Heilung am nächsten Morgen in der ganzen Umgebung. Die Gebetsanweisung kehrten später bei jedem Kranken wieder und das Volk nannte sie die Bussgebete. Diese Gebete haben in der Marpinger Gegend folgenden Wortlaut:
"Komm Heiliger Geist, erfülle die Herzen Deiner Gläubigen und entzünde in ihnen das Feuer Deiner göttlichen Liebe, der Du die Völker aller Zungen in Einigkeit des Glaubens versammelt hast. 0 Gott, der Du die Herzen Deiner Gläubigen durch die Erleuchtung des Heiligen Geistes, gelehrt hast, gib, dass wir in demselben Geiste das was recht ist, verstehen, und seines Trostes uns allezeit erfreuen mögen, durch Jesus Christus unsern Herrn. Amen."
"Unter Deinen Schutz und Schirm fliehen wir, 0 heilige Gottesgebärerin, verschmähe nicht unser Gebet in unseren Nöten, sondern erlöse uns jederzeit von allen Gefahren.
O Du Glorwürdige und Gebenedeite Jungfrau, unsere Frau, unsere Mittlerin, unsere Fürsprecherin. Versöhne uns mit Deinem Sohne, empfiehl uns Deinem Sohne, stelle uns vor Deinem Sohne.
Bitte für uns, 0 heilige Gottesgebärerin. Auf dass wir würdig werden der Verheissungen Christi.
Wir bitten Dich, 0 Herr, giesse Deine Gnade in unsere Herzen ein, auf dass wir, die wir durch des Engels Verkündigung Christi Deines Sohnes Menschwerdung erkannt haben, durch sein Leiden und Kreuz zur Herrlichkeit der Auferstehung geführt werden, durch denselben Christus, unseren Herrn. Amen".
Diese wunderbare Heilungen hatten jene Erscheinungen im Gefolge, von denen jedes Wunder begleitet zu werden gepflegt. Stets wachsendes Vertrauen auf der Seite der frommen Gläubigen und Spott, Hohn und Verfolgung auf der Seite der Ungläubigen. Bei jeder besonderen und augenfälligen Offenbarung Gottes tritt eine entschiedene Scheidung der Geister zu Tage. Dieselbe mag zu beklagen sein. Gegenstand der Verwunderung darf und kann sie dem Tieferschauenden nicht sein.
Das grosse Aufsehen, das Recktenwald's Heilung bei den Gläubigen und Ungläubigen verursachte, liess den Pastor Jakob Neureuter von Marpingen, der erst 2 Tage von einer Aushilfe zurück war, inzwischen alles erfahren hatte, aus der gänzlichen Zurückhaltung, die er bisher beachtet hatte, insoweit herauszutreten, als er die Beteiligten zu sich rief und sich von Ihnen wahrheitsgetreu von dem Vorgefallenen berichten liess. Dass er sich hierdurch veranlasst fand, nicht gegen die Sache einzuschreiten, ohne ihr auch seine Unterstützung zu leihen, machte ihn schnell zum Gegenstand des Hasses und der verschiedenartigsten Angriffe von jener Seite, welche die Marienerscheinung für Betrug und Schwindel erklärten.
An dieser Stelle wird darauf hingewiesen, dass der Bischof von Trier Matthias Eberhardt nach einer neun monatigen Haft, durch die Kulturkampfgesetze, mit gebrochenem Herzen am 30. Mai 1876 verstorben ist. Im Hinblick auf die Maigesetze konnte der Bischofstuhl vor erst nicht mehr besetzt werden. Denn die Pfarrverwalter waren somit auf sich allein gestellt. Viele haben um der Verhaftung zu entgehen ihren Wohnsitz in das Ausland verlegt.
Am 6. Juli gingen die Kinder nach beendigter Schule neuerdings zur Gnadenstätte, woselbst sich viele Kranke aus der Umgegend eingefunden hatten. Die Hl. Jungfrau erschien und viele Heilungen erfolgten. Die begnadeten Kinder legten die Hand zahlreicher Kranker auf den Fuss der Hochgebenedeiten. Geheilt wurden unter anderen die siebeneinhalb jährige Magdalena Kirsch und der vier jährige Theodor Klos. Diese beiden Heilungen sind zu erwähnen, da die Dankesanzeigen in den Zeitungen bei den Gegnern einen Sturm auslösten, der die Ereignisse von Marpingen durch die gesamte Presse im In- und Ausland bekannt werden liess.
Von dem langen Aufenthalt im Walde und der anhaltenden Beschäftigung waren die Kinder so ermüdet, dass sie vor dem Aveläuten sich nach Hause begaben. Die betende Menge verharrte in andächtiger Stimmung am Gnadenplatz. Bis gegen 10 Uhr abends, mochten etwa 100 Personen den Rosenkranz betend auf dem Erscheinungsplatz versammelt gewesen sein. Man legte eine Gebetspause ein. Da geschah, dass 4 Männer im Alter von 40-50 Jahren (die Bergleute Jakob Klotz und Jakob Leist, wie auch die Ackersleute Nikolaus Ames und Nikolaus Leist) plötzlich die Erscheinung vor sich sahen. Stumm und zitternd blickten die 4 Erwachsenen Männer die Erscheinung an. Das 17 jährige Mädchen, Anna Hahn, erblickte ebenfalls einen weissen Glanz, und sties vor Schreck dreimal einen gellenden Schrei aus und fiel in Ohnmacht. Bei ihrem Aufschrei entschwand den 4 Männern die Erscheinung. Der Schrei ging den Anwesenden durch Mark und Bein, und wurde im Dorfe gehört. Nachdem Anna Hahn sich erholt hatte lief sie mit vielen anderen fluchtartig zum Dorfe. Die Männer fuhren entsetzt von ihren Sitzen auf, einander anblickend machten sie sich auf den Heimweg. Keiner sprach ein Wort von dem Vorgefallenen.
Wie in den Gerichtsakten vermerkt ist, war durch die klaren, bestimmten und widerspruchslosen Aussagen der 4 Männer es möglich sich erst ein deutliches Bild so von der überirdischen Erscheinung zu machen. Die Tagesblätter aber, katholisch oder nicht, verbreiteten das Erlebte der vier Männer durch das In- und Ausland. So endete der ereignisvolle Donnerstag, der 6.Juli 1876. Mit ihm endete zugleich das erste Stadium der Erscheinungen. Auch die Kinder sahen nichts mehr. Ihnen war jedoch bekannt, dass die Erscheinung vierzehn Monate andauern werde.
Doch die fromme Bewegung dauert an und die Pilgerzahl nahm täglich zu.
Der geheiligte Platz am Härtelwald wird trotzdem von den glücklichen Kindern täglich in der freien Zeit aufgesucht. Erst am Dienstag, den 11. Juli wurden sie wieder einer neuen Erscheinung gewürdigt.
Von 2 Uhr am Nachmittag bis zum abendlichen Angelus blieb die Erscheinung. Wie der Blitz, verbreitete sich so nun diese frohe Kunde.
Marpingen und die ganze Umgegend geriet in freudigste Erregung. Von allen Seiten, auf den Wegen strömten die Pilger mit ihren Kranken herbei. Die Kinder hatten wieder vollauf zu tun die Hand der Kranken so an den Fuss der Gebenedeiten zu legen. Hierbei teilte die Mutter Gottes den Kindern mit, dass die Kranken Wasser aus der oberen Quelle im Walde nehmen sollen. Diese Quelle wurde von nun an die Gnadenquelle genannt. Nach der Sage wird gesagt, dass die Römer bereits an dieser bekannten Quelle eine Kapelle hatten.
Es würde für den vorliegenden Bericht zu weit führen, wenn der Verfasser die sehr vielen Heilungen der nächsten Tagen erwähnen würde. Dies soll einer anderen Schrift vorbehalten sein. Mit dem Hinweis auf die obere Quelle, wurden die Kinder auch aufgefordert bereits am nächsten Morgen zu kommen. Diese stellten ihrerseits die Frage:
"Sollen wir schon vor der Messe kommen?" Die Antwort war:
"Nein geht erst in die Heilige Messe und danach kommt."
Die Eltern der Kinder hatten für den Mittwoch, den 12. Juli zur Ehren der Gottesmutter ein Amt bestellt. Nachdem die Kinder, die 7 Uhr Messe besucht hatten, eilten sie um 8 Uhr in den Wald; verliessen ihn nicht mehr bis sie völlig erschöpft in der Nacht zur elften Stunde nach Hause getragen wurden. Essen und Trinken wurde ihnen herausgebracht. Eine Volksmasse bis zu 20 tausend Menschen hatten sich um den Wald angesammelt.
"Unvergesslich", sagte der Pfarrer Jakob Neureuter," bleibt dieser Tag". Gross war der Andrang zu den Sakramenten. Bis 11 Uhr morgens sass ich an diesen Tagen im Beichtstuhl, Tag und Nacht hätte ich darin zu tun gehabt, wenn ich die Zeit dafür gehabt hätte. Nachmittags sass ich absichtlich nicht im Beichtstuhl, um dem Verdacht vorzubeugen, als wollte ich damit der Sache Vorschub leisten. Es zeigte sich fast bei allen eine tiefe Rührung. Weinend bestellten manche Hl. Messen, konnten vor Schluchzen kaum ihre Intention angeben, kehrten sich ab und gingen weinend davon.
Seltsame Szenen beobachtete ich von meinem Fenster aus, wo sich die Steile und der ganze Wald, sowie die anliegenden Höhen sehr gut übersehen lassen. Alle Höhenwege wimmelten von Pilgern, die zu Fuss oder zu Wagen angezogen kamen. Die ganze Gegend vor dem Wald war mit ihnen angefüllt. Dort lagerten Gruppen, die von ihren Speisevorräten ein Mahl hielten; jene, die bequemer schauen wollten, kletterten auf die Bäume. Manche hatten Lichter mitgebracht; ca. 30 Lichter brannten auf der Erscheinungsstätte.
Den Erscheinungsplatz hatte man so mit Pfählen und Drähten für die Kinder abgesichert. Jeder hatte das Gefühl es liegt etwas in der Luft. Den Kindern offenbarte die gütige und mächtige Jungfrau:
"Morgen werde ich ein Zeichen tun, wie ich noch keines getan habe."
Was wird also der kommende Donnerstag, der 13. Juli noch bringen?
Nun dieser Tag glich zunächst dem Vorigen. Indessen kamen der Kranken so viele, dass etwa der zehnte Teil an die Kinder gelangen konnte, um sich die Hand an die Gnadenstelle legen zu lassen. Auch von den Kranken, die die Bussgebete verrichteten und Wasser von der Gnadenquelle jetzt tranken wurden gesund. Die Kinder waren heute früher als sonst, noch vor Anbruch des Abends heimgegangen.
Die Volksmasse aber wich nicht von dem Platze. --
Da, etwa 8 Uhr abends, kam geführt von dem Bürgermeister WOYTT, ganz unvermutet und in aller Stille eine Kompanie Soldaten durch den Wald angerückt. Die Soldaten standen nur noch einige Schritte von der Menge der Pilger entfernt, als die Pilger die Soldaten sahen. Es war die 8. Kompanie des 4. rheinischen Infanterieregiments Nr.30 aus Saarlouis. Der Hauptmann von Fragstei - Niemsdor, der die Kompanie befehligte, kommandierte zum Laden der Gewehre, dann zum Aufpflanzen der Bajonette. Nachdem die Trommel dreimal geschlagen, mussten die Soldaten auf die Menge einstürmen, die bisher ruhig mit dem Beten fortfuhren.---
Alsbald entstand eine schreckliche Verwirrung. All diese Tausende, man schätzte an die 4000 Personen, stürzten, nun so schnell sie konnten dem Dorfe zu. Die Schwachen und die Kranken waren hierbei am schlimmsten daran. Mehrere Personen wurden verletzt und erhielten Verwundungen durch Kolbenschläge. Es dauerte, etwa eine habe Stunde, bis die Truppen die Massen auseinander getrieben hatten. Noch mitten im Dorfe schlug ein Soldat einem Fuhrmann, der nicht eilig genug fort konnte, die Schulter entzwei. Das Dorf wurde wie ein im Kriege erobertes behandelt. Noch mitten in der Nacht, als die Bewohner sich vom ersten Schrecken erholt hatten, wurden sie durch heftige Schläge an Türen und Fenstern aus dem Schlafe geschreckt, drangen die Soldaten ein, um Brot und besonders Betten zu hohlen. Einer nahm ein Bett auf ohne zu sehen, daß er ein Kind mitnahm, bis die Frau danach schrie. Es ist hier nicht der Platz, um auf alle Einzelheiten der traurigen Besetzung einzugehen. Vierzehn Tage lang hat dieses Militär Marpingen so besetzt gehalten, um zu verhindern, dass an der Gnadenstätte gebetet werde.
An diesem Abend geschah ohne Zweifel jenes Wunder, das die mächtige Jungfrau Tags zuvor verheissen hatte. Sie schützte die betende Menge und bewahrte sie vor der geringsten Widersetzlichkeit. Wäre nur ein kleiner Stein gegen die anrückenden Soldaten geschleudert worden, so wäre wahrscheinlich Feuer gegeben worden und hunderte von Toten und Verwundeten wären auf dem Platze geblieben.
Einige studierte Herren der Nachbarschaft, die mit Wagen herangefahren waren, um sich den "Spass" der Säuberung des Waldes einmal aus der Nähe anzusehen, es waren die bekannten Gegner, die die Militär-Aktion einleiteten, mussten sogar für ihren Übermut bitter büssen. Als sie sehr befriedigt den Platz verlassen wollten, warfen die Pferde ihren Wagen um, und die Insassen verletzten sich an den Armen und Schultern ganz erheblich, dem man sah sie noch Wochen später den Arm in der Schlinge tragen.
Wie war das Resultat durch die Gewaltmaßnahmen der Militärmacht? Ist es gelungen, mit Säbel und Bajonetten den angeblichen Betrug zu zerstören? Nicht im Geringsten, denn die Erscheinungen dauern fort und sie werden, wie die Gottesmutter erklärt haben soll, im ganzen 14 Monate lang andauern.
In den ersten Tagen der Besetzung und Absperrung des Waldes durch die Militärmacht, mussten die Kinder von den Eltern zurückgehalten werden; weinend verlangten sie hinauszugehen. Am 21. Juli gelang es der Margaretha Kunz mit ihrer Nachbarin Frau Wachter. Zuvor hatte die Mutter es strickt abgelehnt mit in den Wald zu gehen, zweimal an die Erscheinungsstelle zu kommen. Kaum angekommen, ruft Margaretha:
"Die Muttergottes ist da!"
Die Frau lässt durch das Kind anfragen.
"Sind wir auch sicher?"
Die Erscheinung sagt: "Ja ihr seid sicher fürchtet euch nicht."
Kind. "Können die Soldaten unserem Pastor was anhaben?"
Erscheinung: "Sie werden ihm viel Drangsal bereiten, können aber an ihm nichts ausrichten".
Kind: "Können sie auch unseren Eltern was tun?"
Erscheinung: "Nein."
Kind: "Bleiben die Soldaten noch lange ?'
Erscheinung: "Nein, nicht mehr lang."
(Nach 8 Tagen zogen sie ab)
Kind: "Kann die Begleiterin dich sehen?"
Erscheinung: "Nein."
Kind: "Ist ihr Gebet gut ?"
Erscheinung: "Ja."
Nach einem Gebet sagte das Kind:
"Wir sollen jetzt gehen und nichts fürchten." Nun begaben sich beide betend auf den Heimweg, ohne von der Patrouille gesehen zu werden. Die Erscheinung folgte ihnen und am Dorfrand verschwand sie.
Bald zeigte es sich, dass die Erscheinung nicht an die Stelle im Walde gebunden sein sollte. Katharina Hubertus sah sie zuerst in ihrem elterlichen Hause.
Es war am 24.Juli abends 8 Uhr.
Sie lief eiligst zu dem nahen Hause von Kunz und rief dort:
"Gretchen komm die Muttergottes ist da""
Die Kunz war nicht zu Hause. Ihre Mutter suchte und rief sie im Haus der Hubertus. Sie kam, und aufgeregt sagte sie:
"Mutter, sie ist mir nachgekommen bis zu Franzens Haus"!
Also hatte die kleine Kunz gleichzeitig die Erscheinung. Das Kind trat rückwärts ins Haus, in die Küche und sagte:
"Die Gottesmutter folgt!"
Beide Kinder knien nieder und beteten etwa eine viertel Stunde. Frau Kunz und ihre Tochter gingen um 9 Uhr heim. Das Kind Hubertus aber wollte oben schlafen und die Eltern geleiteten sie die Treppe hoch. Sie sah die Erscheinung folgen.
"Geht zu beiden Seiten, die Muttergottes geht in der Mitte!" rief sie den Eltern zu.
Am folgenden Tage, auch am Abend, sahen die Kinder wieder die Mutter Gottes im Hause der Hubertus.
In der Schule, am 27. Juli, erblickten die Kinder Hubertus und Kunz ebenfalls die Erscheinung. Die Lehrerin bemerkte während des Unterrichtes eine auffallende Blässe an den Beiden; diese folgten zwar dem Unterricht, jedoch weniger Aufmerksam als sonst. Nach Schulschluss sagte die Kunz der Lehrerin:
"Die Mutter Gottes ist da."
Die Lehrerin ihrerseits ermahnte die Kinder ruhig zu sein.
Nachdem die Lehrerin mit den übrigen Schülerinnen fortgegangen war, gesellten sich zu den Marienkindern einige erwachsene Männer, und liessen durch die Kinder die Erscheinung fragen.
Kind: "Sind sie wirklich die Mutter Gottes?"
Antwort: "Ja ich bin die Unbefleckt-Empfangene."
Kind: "Wollen sie ein Zeichen tun, um alle Zweifel zu lösen?"
Antwort: "Noch nicht"
Kind: "Wollen sie ihre Feinde vernichten?"
Antwort: "Dazu bin ich nicht gekommen, sondern um Kranke zu heilen und Sünder zu bekehren."
Von da an, wurden die Kleinen fast täglich der Erscheinungen ansichtig, sei es in der Schule, in der Kirche, im Hause oder auch im Freien.
Am Montag, den 7.August wurden die Erscheinungen auch der Susanna Leist wieder sichtbar, welche seit jenem Abend des 3. Juli, als sie zuerst von den 3 Kindern des Anblickes der Hl. Jungfrau gewürdigt worden war, bis zu diesem Tage keine Erscheinung mehr gesehen hatte.
Am Nachmittag des 9. August sass Kath. Hubertus vor ihrem elterlichem Hause; ihr zur Seite die Susanna Leist. Es waren noch zugegen die Mütter und Geschwister der Marienkinder. Beide Kinder schauen nun aufmerksam zum Firmament. 'Warum', so fragt die Frau Leist, 'schaut ihr so nach dem Himmel?'
"Vier Engel kommen vom Himmel", sagten sie. "Der eine ist goldig, der andere blau und die beiden übrigen sind weiss". Jetzt riefen die Kleinen, "es kommen noch elf Engel hernieder". Da 11 Personen anwesend waren sagten sie: "Jeder habe jetzt einen Schutzengel. Dieses Ereignis geschah gegen 4 Uhr nachmittags.
Während des Angelus-Läutens war die Susanna Leist bei der Kath. Hubertus. Sie sahen Maria mit dem Jesus-Kinde. Gleich darauf erblickten sie vom Himmel eine helle Gestalt herabschweben, wie eine weisse Taube. Verwundert riefen sie: "Was kommt, was kommt?"
Zugleich hörten sie eine Stimme:
"Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe".
In diesem Augenblick kam auch die Margaretha Kunz herbei und der Vater Hubertus fragt sie: "Was hörst denn du?"
Ohne zu zögern gab sie zur Antwort: "Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe."
"Aber", sagte sie, "hört ihr denn nichts?"
Die Stimme ruft so laut, dass das ganze Dorf sie hören muss. Die drei Kleinen vernahmen 7 mal den lauten Ruf, da verschwand die Erscheinung, indem die Mutter Jesu sich erhob und voll Majestät gegen den Himmel schwebte.
Die Kinder hatten sich auf die freie Strasse begeben und schauten der verschwindenden Erscheinung nach, da sprach das jüngste von ihnen:
"Jetzt kommen die Engel herab."
Sie sahen erst drei, dann sechs, darauf acht herabschweben in goldigem, weissem und blauem Gewande. Indessen wuchs die Menge der anwesenden Personen immer mehr an und dementsprechend mehrte sich die Zahl der herabschwebenden Engel, so, dass jeder von den Anwesenden einen Engel neben sich hatte. Es waren ungefähr vierzig an der Zahl.
Ein bedeutungsvoller Tag, dieser 9. August, da er die Offenbarung der HL Dreifaltigkeit gebracht hat, welcher die Erscheinung von Schutzengel vorausging und nachfolgte.
Freitag, den 11. August, waren zwei der begnadigten Kinder, ein Liedchen singend, gegen den ihnen so teuren Wald gegangen. In der Nähe desselben angekommen, setzten sie sich am grasigen Abhange des Weges nieder. Zu ihrer Freude erscheint ihnen die Magd des Herrn, ihr göttliches Kind auf dem Arm tragend. Doch noch ist ihre Sehnsucht nicht gestillt, sie empfinden ein unwiderstehliches Verlangen, in den geheimnisvollen Wald selbst einzutreten. Deshalb fragten sie ihre himmlische Beschützerin, ob der Wald sauber (sicher) sei. Auf die bejahende Antwort eilen sie schnell auf den Platz der Erscheinung zu. Die dort aufgestellten Wachen hinderten, dass die Kinder in die unmittelbare Nähe gelangten; doch was geniessen diese jetzt für einen bezaubernden Anblick. Die Dornenhecken, womit der Erscheinungsplatz schon seit längerer Zeit eingefriedet war, kam ihren vor, als ob sie in Rosenstauden verwandelt worden wäre, welche lauter blühende Rosen trugen. Neben den wachhaltenden Männern, waren sichtbar, deren Schutzengel in glänzenden Gewändern. Ganz besonders aber fesselte den Blick der Kleinen die prachtvolle Erscheinung der Hl. Gottesgebärerin, welche innerhalb des Rosenwalles sich zeigte. Über ihr erblickten sie wieder die weisse Gestalt wie eine Taube und sie vernahmen die laute Stimme:
"Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem habe ich mein Wohlgefallen."
Das Antlitz der hehren Himmelskönigin glänzte wie die Sonne, ihr Gewand wie der Schnee, ringsum die blühenden Rosen. Kein Wunder, dass die beiden Kinder jubelnd auf hüpften, freudig in die Hände klatschten und zu Hause erzählten:
"So schön wie diesmal war die Mutter Gottes noch nie."
Am 8.September 1876, am Feste Mariä Geburt, war die Gottesmutter, den Kindern zum ersten male in der Kirche des Dorfes während der Hl. Messe sichtbar in Begleitung von Engeln. Von da ab wurde die Hl. Jungfrau von den Kindern stets während der Hl. Messe wie auch in den Sonntagnachmittags - Andachten bemerkt. Nur Margaretha wurde nicht immer des Anblickes der Heiligen Erscheinung, wie auch nicht immer der begleiteten Engel teilhaftig. Die Aussagen der Susanna und Katharina waren stets übereinstimmend.
Abends am 28. September erschien die göttliche Mutter nochmals der Susanna und der Katharina, nachdem sie über Tag schon mehrere Male ihnen sichtbar war. Diesmal war sie von vielen Engeln umgeben; auch befand sich eine große weisse Gestalt in ihrer Nähe, die die Kinder nicht erkannten
Als die Kinder sich zur Ruhe begaben, war das Geschaute im Schlafe immer noch sichtbar. Beim Erwachen am 29. morgens un der Früh hatte Susanna wiederum dieselbe Erscheinung, wie am Abend vorher. Sie bat die Gottesmutter um Auskunft über die unbekannte weisse Gestalt. Sie sagte: , es sei eine Arme Seele. Auf weitere Frage, was man so tun könne, wurde eine Anweisung zu Gebeten erteilt, nach deren Verrichtung durch die Kinder, war die Gestalt nicht mehr sichtbar.
Einige Tage vor dem 29. September hatte eine Frau aus Marpingen den Traum,
worin ihr ein vor drei Jahren verstorbener Einwohner erschien. Derselbe teilte ihr mit, dass er sich im Fegefeuer befinde, nunmehr aber bald, wie er wisse, befreit werde.

Marienerscheinungen im Jahre 1876

Maria erscheint in Marpingen im Jahre 1876
Marpingen ist eine kleine Ortschaft im Saarland. 1876, 1983 und 1999 fanden hier Marienerscheinungen statt. Nach den Erscheinungen im Jahre 1876 wurde eine Gnadenkapelle errichtet.
Die Erscheinungen im Jahre 1876:
Am 3. Juli 1876 erscheint hier Maria 3 achtjährigen Mädchen beim Beerensammeln. Sie gab an, die "Unbefleckt Empfangene" zu sein. Maria gab den Kindern verschiedene Botschaften, die mit denen in Fatima zu vergleichen sind.
"Ihr sollt beten und nicht sündigen"!, ist die Grundaussage der Botschaften. Durch die Führung Mariens wurde eine Heilquelle erschlossen und von vielen Wundern wurde berichtet. Ein grosser Pilgerstrom setzte ein, der mit Hilfe von Militäreinsatz eingedämmt wurde. Trotz des massiven Widerstandes gingen die Erscheinungen bis zum 3.9.1876 weiter.
Maria verabschiedete sich mit den Worten:
"Ich komme wieder in schwer bedrängter Zeit!"
Die Kirche lehnt diese Erscheinung bisher ab.